Rational Scientific Art
Performance, 4. Februar 1987, Akademie der Bildenden Künste München
Rational Scientific Art war ein Manifest. In einem Vortrag über den Physiker Roland Zoschka und seine Gravitationstheorie erklärte Nana Petzet programmatisch die Naturwissenschaft zur Kunst. Zoschkas Portrait beherrschte als riesige Projektion den Raum. Seine Theorie – die Massenanziehung wird durch Wechselwirkungen der kleinsten Teilchen der Materie, der Quarks, erklärt – wurde anhand von 14 Leinwandgemälden erläutert: vergrößerte Notizzettel Zoschkas, bedeckt mit physikalischen Formeln. Dieser berühmte Physiker aber war, für ein Kunstpublikum nicht ersichtlich, fiktiv und seine Theorie die halbwissenschaftliche Jugendträumerei eines Chemiestudenten. Für zusätzliche Irritation sorgten inszenierte, fachbezogene Zwischenfragen aus dem Publikum. Mit dem Vortrag mathematischer Formalismen der Quantenmechanik, die das Publikum bewusst überforderten, stellte Nana Petzet also nur scheinbar die Vereinigung von Kunst und Naturwissenschaft als erreichbares Ziel dar: Sie demonstrierte beispielhaft die Macht wissenschaftlichen Formulierungsstils, Objektivität und Wahrheit zu suggerieren.
1 Nana Petzet hält einen Vortrag über Gravitationstheorie, Zwischenfragen aus dem Publikum, Diaprojektion; 14 Gemälde: Dispersion auf Nessel, 90 x 65 cm; 14 Lampen, Akademie der Bildenden Künste, München, 4. Februar 1987
2 Christoph Naumann als Prof. Dr. Roland Zoschka, Projektion während des gesamten Vortrags
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Und nun noch eine in die Zukunft blickende abschließende Bemerkung:
Denkt man sich den Raum und die Zeit derart abstrakt, wie es in der Naturwissenschaft geschieht, so kann man Modelle zu jedem möglichen Raum und jeder möglichen Zeit im Universum erstellen.
Wie Rational Scientific Art diesen Raum schuf, wird sie einst alle Räume, die naturwissenschaftlich bereits definiert sind, von neuem hervorbringen.
Ich danke Ihnen.
Abb. 1, 3-17, Fotos: Reto Zimpel
Abb. 2, Foto: Evi Panitz