Reversion als Realisation negentropischer Prozesse im makroskopischen Bereich

Performance, 23. Juni 1992, Ausstellung Nos Sciences Naturelles, Centre d’Art Contemporain FRI-ART, Fribourg

Die zunächst als Performance mit Kreidezeichnungen auf einer Schultafel konzipierte, später auch als Installation präsentierte Arbeit bezieht sich auf die Tatsache, dass im Gegensatz zur umfassend gültigen Erfahrung der Unumkehrbarkeit der Zeit, sowohl in der klassischen Physik wie in der modernen Teilchenphysik, von der grundsätzlichen Umkehrbarkeit physikalischer Prozesse ausgegangen wird. Roland Zoschka, ein fiktiver Physiker, will eine Versuchsreihe durchführen: Ein durch Schallwellen zerstörtes Trinkglas soll, in einem als „Reversion“ bezeichneten Vorgang, wieder in seinen ursprünglichen Zustand überführt werden. Unterstützt durch den Atomphysiker Jean-Claude Dousse von der Universität Fribourg konnte Nana Petzet in ihrer Performance mit dem Versuch Resonanz am Weinglas den Zerstörungsvorgang vorführen, dessen Umkehrung – das heißt die Realisation eines negentropischen Prozesses im makroskopischen Bereich – vor dem Hintergrund einer thermodynamischen Definition von Entropie möglich erscheint. Denn bei einer statistischen Beschreibung der Wirklichkeit, wie sie in der modernen Physik paradigmatisch ist, lässt sich auch der unwahrscheinlichste Fall nicht ausschließen.

1 Versuchsaufbau Resonanz am Weinglas, Tafelzeichnung Maxwellscher Dämon, Ausstellung Nos Sciences Naturelles, Centre d’Art Contemporain FRI-ART, Fribourg 30. Mai 1992

2 Nana Petzet hält Vortrag über Zeitumkehr, Tafelzeichnung Zoschkascher Glasversuch, Ausstellung Nos Sciences Naturelles, Centre d’Art Contemporain FRI-ART, Fribourg, 30. Mai 1992

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7 Nana Petzet und der Atomphysiker Jean Claude Dousse, Gespräch über Möglichkeiten der Zeitumkehr, Université de Fribourg, 1992 

Abb. 1, 2, 7, Fotos: Eliane Laubscher
Abb. 4-6, Fotos: Quirin Leppert